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Waldnutzung durch Waldkindergärten und -schulen – Chancen und Risiken für den Wald

Der Schweizer Wald wird von der Bevölkerung für Sport und Erholung stark beansprucht. Neben der Freizeitnutzung dient der Wald vermehrt auch als Klassenzimmer für pädagogische Angebote wie den Kindergarten- und Basisstufenunterricht. Damit die wertvolle Arbeit mit den Kindern im Wald weiter aufgebaut werden kann, ist es von zentraler Bedeutung, dass die Gesundheit des Ökosystems Wald bzw. des „Waldschulzimmers“ nicht unter der Nutzung leidet. Deshalb wurde in einer Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) der Einfluss von Waldkindergärten und Waldschulen auf den Wald beleuchtet und analysiert, wie mögliche Konflikte und Schäden vermindert oder gar verhindert werden können.

Der Einfluss von Schulen und Waldkindergärten auf die Vegetation im Wald ist hoch. Das zeigen die Ergebnisse aus den Feldaufnahmen, die von den befragten Personen bestätigt werden. So ist der Deckungsgrad der Kraut- und Strauchschicht auf den Flächen mit Schulen deutlich reduziert und die Artenvielfalt ist geringer als auf den Flächen ohne Schulen. Die intensive Nutzung führt auch dazu, dass bei gewissen Bäumen Wurzeln freigelegt werden. Folgeschäden für die Bäume wurden bis zum heutigen Zeitpunkt jedoch nicht festgestellt, die freigelegten Wurzeln sind mehrheitlich unbeschädigt. Beschädigungen an den Bäumen durch menschliche Einflüsse sind gering. Im Allgemeinen zeigt sich deutlich, je intensiver die Nutzung, desto grösser ist der Einfluss auf die Waldflächen. Die Nutzung der Schulen birgt einige Herausforderungen, Risiken aber auch Chancen für den Wald und die Gesellschaft. Um den Einfluss gering zu halten, bedarf es an viele Aspekte zu denken und Massnahmen zu ergreifen.

Es stellt sich die Frage, nach welcher Zeit die Vegetation genug stark ist, um der neuen Störung Widerstand zu leisten. Es scheint nötig, dass dazu gewisse Bäume mindestens die Entwicklungsstufe Stangenholz I erreichen, damit sie nicht sofort wieder eingehen und die Regenerationsbemühungen für diese Fläche umsonst sind. Es ist vermutlich besser, wenn die Schulen auf ihren Plätzen bleiben und ihre Störung nicht auf den ganzen Wald ausdehnen. Zentral ist, dass Synergien zwischen den einzelnen Waldkindergärten und Waldschulen genutzt werden. Es gibt viele Kitas und Schulen, die nur einige Stunden pro Woche die Waldfläche für den Unterricht nutzen. Es ist wünschenswert, dass sich diese untereinander absprechen und die Flächen teilen. Somit kann verhindert werden, dass der Wald grossflächig genutzt wird. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden und den Wald gleichzeitig nicht noch mehr Störungen aussetzen zu müssen, sind weitere Massnahmen und Konzepte notwendig. Dazu gehören zum Beispiel Vereinbarungen zwischen den Waldeigentümern, den Forstbetrieben und den Schulen oder das Ausscheiden von Bereichen, die nicht betreten werden dürfen.
Bedenkenswert wäre auch, diese schulischen Angebote in die Arbeiten der Forstbetriebe miteinzubeziehen. Denn diese Art der Waldnutzung ist keine Freizeitnutzung: Es wird unterrichtet und gearbeitet. Die Ausarbeitung einheitlicher Regelungen unter Einbezug aller Beteiligten wäre wünschenswert, um die Nutzung des Waldes als Klassenzimmer auch für Forstbetriebe tragbar zu gestalten und den Wald als Bildungsort nachhaltig auszuschöpfen.

 

Bachelorarbeit
Arn Selina (2022) Waldnutzung durch Waldkindergärten und Waldschulen – Chancen und Risiken für den Wald. Bachelorarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL).


Studiendesign
An drei Standorten wurden zwei Flächen mit unterschiedlichem Störungsgrad durch Schulen als «Fläche mit» und «Fläche ohne» (Kontrollfläche) ausgewiesen. Die Fallbeispiele befinden sich in den Wäldern von Meggen (LU), Allschwil (BL) und Bern (BE). Auf diesen Flächen wurden mittels Feldaufnahmen die Vegetation und der Zustand des Waldes auf den Flächen anhand folgender Variablen erfasst und analysiert: Artenvielfalt und Deckungsgrad, Beschädigung an den Bäumen, freigelegte und beschädigte Wurzeln. Ergänzend zu den Feldaufnahmen wurden 13 Interviews mit jeweils einer Lehrperson und der zuständigen Person des Waldes bzw. mit Expert*innen aus den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Waldpädagogik, Waldbildung, Naturschutz sowie forstlicher Weiterbildung durchgeführt.