Im vergangenen Herbst hat die ERBINAT Regionalgruppe Zürich einen Anlass organisiert, der den rund dreissig Teilnehmenden einen Einblick in die Arbeit eines Wildhüters in der Stadt Zürich ermöglichte.
Der eingeladene Wildhüter, Fabian Kern, ist zuständig für die Wildtiere in einem Teil des Stadtgebietes. Begleitet wird er bei seiner Arbeit stets von seiner Hündin Dixie. Zusammen mit drei weiteren Wildhütern ist er unter anderem verantwortlich für über 2000 Hektaren Wald in der Stadt Zürich, beziehungsweise für die darin lebenden Wildtiere. Speziell auch in Zürich: im Stadtwald werden keine Jagdgebiete vergeben. Das heisst, Fabian Kern und seine Berufskollegen sind auch für die Regulierung und einen gesunden Wildbestand zuständig.
Reineke Fuchs
Die Wildhüter werden aber nicht nur gerufen, wenn es um Wildtiere im Wald geht. So kommt es immer wieder vor, dass sich eine Fuchsfamilie in einem Garten in einem Fuchsbau gemütlich macht. Als Bewohner oder Bewohnerin der Stadt Zürich entdeckt man auch immer wieder eine Markierung im Garten: Fuchs-Kot. Die ZuhörerInnen erhalten auch gleich einen Tipp. Am besten sei es, einfach einen Blumentopf darüber zu stülpen. So riecht der Fuchs nach wie vor seine Markierung und lässt es dabeibleiben. Leider müssen die Wildhüter auch immer wieder einen Fuchs erlösen, der an Räude erkrankt ist. Fuchsräude ist eine parasitäre Hauterkrankung, die durch eine Milbe verursacht wird. Die Erkrankung wird durch direkten Kontakt von Fuchs zu Fuchs übertragen und endet in der Regel tödlich. Der Mensch ist ein Fehlwirt für den Erreger der Fuchsmilbe und kann deshalb nicht an Fuchsräude erkranken. Bei Berührung eines betroffenen Tieres, können die Milben dennoch übertragen werden und die sogenannte Pseudokrätze auslösen.
Rückkehrer Schwarzkittel
Während wahrscheinlich alle Stadtzürcher und Stadtzürcherinnen bereits einmal einen Rotfuchs auf Stadtgebiet beobachtet haben, leben die schätzungsweise 25 Wildschweine verborgener.
Nachdem die Tiere im 19. Jahrhundert beinahe aus der Schweiz verschwunden sind, nimmt deren Anzahl wieder zu. Auch in der Stadt Zürich können wir die intelligenten Tiere wieder antreffen. Die Waldbewohner haben aber natürlich auch die Ackerkulturflächen entdeckt, dort werden sie, wenn nötig, auch bejagt. Im Wald hingegen nicht, da die Entstehung einer Population ausserhalb des Waldes verhindert wird. Eine Möglichkeit sei auch, einen Salzstein im Wald aufzustellen, so werden die «Schwarzkittel» in den Wald gelockt. Wildschweine, antwortet Fabian Kern auf eine Frage aus dem Publikum, greifen Menschen von sich aus nicht an. Muttertiere mit Frischlingen, verteidigen ihre Jungtiere aber natürlich. Eine führende Bache oder ein verletztes Tier könne also für uns Menschen unberechenbar werden. Wichtig deshalb: bei einer Begegnung immer Abstand halten und Störungen im Unterholz und Dickicht vermeiden.
Scheu wie ein Reh?
Jedes vierte Reh, das in der Stadt Zürich lebt, sehen wir, insgesamt sind es schätzungsweise 240. Eine Zeit lang lebte sogar ein weisses Reh in den Wäldern, dieses wurde auch von vielen Waldspielgruppenleitenden beobachtet. Mittlerweile scheint es jedoch abgewandert zu sein. Fabian Kern berichtet, dass sich Rehe übrigens auch gerne auf Friedhöfen aufhalten, dort finden sie feine Rosen und Stiefmütterchen.
Das Leben schwer machen diesen Tieren hauptsächlich Hunde, die Jagd auf sie machen. Dies kann insbesondere schwerwiegende Folgen haben, wenn das Tier trächtig ist – der Wildhüter veranschaulicht dies mit einprägsamen Fotos. Er mahnt denn auch, Hunde während der Setz-Zeit – wenn die Jungtiere zur Welt kommen – an die Leine zu nehmen und auch sonst immer im Blickfeld zu behalten. Eine weitere Gefahr stellen gespannte Seile und Schnüre dar, für Rehe und für andere Wildtiere, da sie diese nicht oder zu spät bemerken. Er unterstreicht deshalb nochmals die Wichtigkeit, diese nach Gebrauch wieder zu entfernen.
Für Fabian Kern ist aber auch wichtig zu betonen: «Das Problem ist nicht, dass der Wald genutzt wird, sondern wie.» Und weist damit auf das grundsätzliche Konsumverhalten der Menschen im Wald hin.
Spannend für die Teilnehmenden des Anlasses sind auch die Beobachtungstipps des Experten. So haben wir die Chance im Mai und Juni spielende Fuchswelpen in der Nähe ihres Baus zu beobachten. Rehen sehen wir insbesondere in den frühen Morgenstunden auf den Wiesen auf dem Hönggerberg. Dachse sind zudem «zuverlässig», sie sind in der Regel immer zur gleichen Zeit am gleichen Ort unterwegs. Viel Glück brauchen wir, um Feldhasen zu beobachten, denn nur wenige leben in der Stadt Zürich.
Im Anschluss an das Referat, beantwortet Fabian Kern weitere Fragen rund um Wildtiere, den Stadtwald in Zürich und wie ein gutes Zusammenleben mit allen BewohnerInnen möglich ist.
Weitere Informationen zum Zürcher Wald und den zuständigen Wildhütern findet ihr unter diesem Link.